Kirchen und Kapellen

Die frühere Forschung, insbesondere Albert Hömberg in seinem Buch „Historische Stätten Westfalens, ging davon aus, daß die Kirche in Oedingen im Tal ein Anhängsel des gleichnamigen Stifts auf dem Oedingerberg war. Dem folgt Dr. Manfred Wolf in seiner Arbeit in der Chronik „ 1000 Jahre Stift und Dorf Oedingen“ nicht. Er weist nach, daß der Oberhof im Tal zum Herrschaftsbereich der rheinischen Pfalzgrafen gehörte während das Stift auf dem Berg von den Grafen zu Werl gegründet wurde.

Wolf datiert den Bau der Kirche im Tal durch die Pfalzgrafen auf die Jahrtausendwende. In jener Zeit in der die Grenzen der Besitzungen nicht eindeutig festlagen, war es durchaus üblich, Ansprüche durch den Bau von Klöstern oder Kirchen zu untermauern.

Ein weiterer Hinweis auf das Alter der Kirche wird im Patrozinium von St. Burchard gesehen. Die Heiligsprechung von St. Burchard erfolgte im Jahre 984/90. Kirchen wurden gerne unter das Patrozinium eines Heiligen gestellt, der im besonderen Blickfeld jener Zeit stand.

Erstmals urkundlich erwähnt wird die Kirche im Jahre 1068. In einer Urkunde des Erzbischofs Anno von Köln wird ein Zeuge „Engelbertus predicte ecclesie Odingen advocatus primus“ genannt.

Im Liber Valoris, der Abgabenliste des Erzbischofs von Köln, wird sie 1300 als capella geführt, was bedeutet, daß man sie nicht im Besitz der vollen Pfarrechte einschätzte. In weiteren Urkunden aus den Jahren 1292 und 1306 wird sie als Pfarrkirche bezeichnet. Daraus ist zu schließen, daß der Kirche wohl nie offiziell der Titel Pfarrkirche verliehen wurde sondern faktisch im Besitz der Pfarrechte war.

Die alte Pfarrkirche aus dem Jahre 1000 war zum Ende des 18. Jahrhunderts baufällig, teilweise für Jahre wegen baufälligkeit geschlossen. Im Jahre 1832 wurde unter Leitung des Pfarrers Ritter der jetzige Kirchbau erstellt. Der Turm der alten Pfarrkirche blieb aber erhalten.

An Inventar wird erstmals die Anschaffung eines Taufbeckens im Jahre 1671 genannt, das heute noch benutzt wird. Die im Jahre 1666 gekaufte Orgel und der im Jahre 1679 erstandene Braukessel für Bier sind nicht mehr erhalten .

Das Pfarrhaus muß Ende des 18. Jahrhunderts in einem sehr schlechten Zustand gewesen sein. Pfarrer Fabri schreibt 1798 „ Das Pfarrhaus ist eine elende, von uralten Zeiten stammende Hütte ohne Einrichtung, ohne Bequemlichkeit“. Es wurde 1821 abgerissen nachdem ein anderes Gebäude käuflich erworben wurde. Das jetzige Pfarrhaus wurde 1884 durch Pfarrer Hardebusch errichtet.

Der Friedhof wird erstmals erwähnt im Jahre 1476. Johann von Oedingen gibt seinen Besitz darunter das Gut des Schulten Hans, das auf dem Friedhof liegt an das Kloster Grafschaft. Im Urkataster aus dem Jahre 1832 ist der Friedhof rund um die alte Kirche eingezeichnet. Nach dem Bau der Kirche wurde er auf ein Gelände oberhalb der Kirche verlegt und im Jahre 1928 auf die heutige Größe erweitert.

Jahrhundertelang war die Geschichte des Schulwesens eng mit der Kirche verbunden, so auch in Oedingen. Erster Hinweis auf eine Schule im Ort findet sich in einem Schreiben aus dem Jahre 1625 in dem festgehalten wird, daß die Einwohner jährlich zum Unterhalt eines beständigen Schulmeisters beydragen wollen. Aus dem Jahre 1675 datiert eine Aufstellung „ waß vermöge der Churfürstl. Gnädigsten Verordnung von der zerfallenen Kirche in monte der Schulen zugelegt worden.“

Aus einem Rezeß für die Pfarrkirche aus dem Jahre 1717 geht hervor, daß es ein Schulgebäude neben der Pastorat gab. 1791 wurde ein neues Schulgebäude errichtet, das sich aber schnell als zu klein erwies. 1828-31 schritt man zu einem weiteren Neubau, dem jetzigen Pfarrheim. Es diente bis 1931 dem Unterricht der Kinder.

Jeder, der von Cobbenrode aus über die B55 durch Oedingen fährt, hat sie schon gesehen, die Kapelle auf dem Oedingerberg.
Ihre Geschichte begann vor 300 Jahren:
Im Jahr 1716 stellten die Einwohner des Oedingerbergs den Antrag an den Kölner Erzbischof eine Kapelle zu bauen.
Dazu wollten sie die Steine aus den Ruinen des Klosters und der 1670 eingestürzten Kirche auf dem Oedinger Berg benutzen.
Die Genehmigung wurde unter der Auflage erteilt, dass die Einwohner das geplante Gotteshaus in gutem Zustand erhalten und für die Reparaturen aufkommen.
Nach 1843 wurde die Kapelle renoviert und ging vermutlich 1857 in das Eigentum der Bewohner des Oedinger Bergs über.
Beim Bau des Kreuzwegs zur Kapelle im Jahre 1874 stieß man beim Ausheben der Fundamente für die Stationen auf
die vermeintlichen Überreste einer Krypta.
Seit 1973 ist die Kirchengemeinde St. Burchard Oedingen Eigentümerin der Kapelle.
Bei der Restaurierung der barocken Kapelle 1979/80 wurde ein Pfeiler der Klosteranlage freigelegt, der auf das 13. Jahrhundert datiert wurde.
Die heutige Johanneskapelle ist ein schlichter einschiffiger Bau mit kleinem achtseitigen Dachreiter.
Das Innere der Kapelle wird geschmückt durch ein barockes Altarretabel.